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Die Anfänge

Da ich einem musikalischen Haus­halt ent­stamme, war es eigent­lich selbst­ver­ständ­lich, dass ich ein Musik­instru­ment zu er­lernen hatte. Zu­nächst wurde mir eine Block­flöte an­gedient. Mit deren Klang und der ganzen Hand­habung kam ich aber irgend­wie nicht klar. Man ist auf das bloße Spielen einer Melo­die ein­geengt, der Klang ist auf­dringlich (außer bei ab­soluten Könnern) und das ver­füg­bare Reper­toire be­schränkt sich auf Volks-, Kinder- und Weih­nachts­lieder. 

Die 12-saitige EKO solo ... 

Weil mein größter Traum, ein Klavier, finan­ziell nicht leist­bar war, drückte man mir im zarten Alter von zehn Jahren eine Spa­nische Wander­gitarre in die Hand und schickte mich zum Unter­richt. Dem war ein Jahr musi­kalische Grund­bildung (nach Carl Orff) voraus­gegangen, so­dass ich mit Noten­lesen und Rhyth­mik keine größeren Pro­bleme hatte. Die Lek­tionen bauten auf Matteo Car­cassis Gitarren­schule auf. Später kamen dann noch andere itali­enische und auch nicht-itali­enische Kom­po­nisten hin­zu.

Das Gitarre­lernen war für mich eine ziem­liche Quä­lerei. Es wurde zu Hause sehr darauf ge­achtet, dass die Übungen täg­lich statt­fanden. Ge­nau ge­nommen habe ich es ge­hasst. Schließ­lich gab es so viel Inter­essantes zu tun: mit Freunden spielen, rad­fahren, lesen, oder einfach nur aus dem Fenster schauen. Alles besser als Gitarre üben. Nach vier Jahren war der Spuk vor­bei. Wir zogen um, und von Gitarren­unter­richt war keine Rede mehr. 

... und bei der Bandprobe. 

Aber der Unterricht hatte sehr gute Grund­lagen ge­schaffen. Die mo­derne Pop- und Rock­musik hielt Ein­zug in meinem Jugend­zimmer, und auf einmal war die Gitarre wieder inter­essant. Die paar Akkorde, die man da­für braucht, hatte ich mir im Nu drauf­geschafft. So aus­gestattet konnte ich ge­gen Ende meiner Schul­zeit mit Freunden musi­zieren, bei Schul­festen auf­treten, am Lager­feuer für Stimmung sor­gen – so­gar eine eigene Band habe ich mit­gegründet (die aber bald wieder zer­fiel). Da­mals er­füllte ich mir einen großen Wunsch und kaufte mir eine 12-saitige Western­gitarre der Firma EKO.

Später dann ...

Wenig später entdeckte ich auch die klassische Musik er­neut für mich und kramte die gute alte Wander­gitarre wieder hervor. Eine Wander­gitarre ist im Prin­zip eine Konzert­gitarre, nur viel ro­buster ge­baut und mit schma­lerer Zarge. Der Klang war so dünn und schmal­brüstig wie das Instru­ment. Also nahm ich die 12-saitige EKO und spielte darauf Car­cassi, Carulli, Giuliani ... das klang zwar schon besser und kräftigte auch die Unter­arme un­gemein – aber auf Dauer war das nichts. Also schaute ich mich nach einer Konzert­gitarre um. In einem Aachener Gitarren­fach­geschäft (ja, sowas gab's mal) fand ich dann eine sehr wohl­klingende Gitarre zu einem für mich ar­men Stu­denten ge­rade noch ak­zep­tablen Preis, gab meine EKO in Zah­lung und trug das gute Stück nach Hause.

Standard-Konzertgitarre ...

Es handelt sich um eine 4/4 Kon­zert­gitarre der Firma Al­ham­bra aus Muro del Alcoy in Spa­nien, Bau­jahr 1979. Bei ihrem Bau wurde ne­ben anderen Holz­arten auch Pali­san­der ein­ge­setzt. Das In­stru­ment wiegt 1450 g.

Wie bei Konzert­gitarren üblich, be­fanden sich ur­sprüng­lich keine Orien­tierungs­hilfen auf dem Griff­brett, auch nicht seit­lich am Hals. Da ich aber an Mar­kierungen zu­mindest am fünften, siebten und zwölften Bund ge­wöhnt war, senkte ich mit einem Bohrer seit­lich am Griff­brett Ver­tiefungen und füllte sie mit Tipp-Ex aus. Auf dem Griff­brett selber be­nutzte ich einen weißen Stift, der ur­sprüng­lich zum Mar­kieren von Schnitt­stellen auf Ton­bändern ge­dacht war. Alle paar Wochen wurde das Pro­zedere wieder­holt: Stift zwischen D- und G-Saite an­setzen, auf 5, 7, 9 und 12 ein paar­mal hin und her fahren, fertig.

... aus allerlei Edelhölzern.

Mit diesem Instrument machte das Spielen wieder Spaß. Ich spielte täg­lich stunden­lang, wurde immer besser und be­sorgte mir Noten von fort­geschrittenen Stücken, traute mich an Fer­nando Sor heran und ver­bummelte so all­mäh­lich meine Stu­denten­zeit. Dann kam das Leben: Beruf, Familie, Kinder, All­tag. Die Gitarre lag in ihrem Koffer und hatte nichts mehr zu melden. Ab und zu kam sie noch­mal für ein paar Stun­den ans Tages­licht, aber so richtig in­tensiv mochte ich mich nicht mehr mit ihr be­schäftigen.

Der abgehobene Steg.

Außerdem hatte sich bei der Gitarre der Steg ge­löst. Dieser ist nor­maler­weise nur auf­geleimt. Bei zu hoher Luft­feuch­tigkeit (wie z.B. in meiner Stu­denten­bude, die tat­säch­lich über einer Sauna lag) oder zu harten Saiten reicht die Kraft des Leims nicht mehr aus und der Steg hebt sich, oder reißt so­gar ganz ab. 

Bei meiner Gitarre hatte er sich um eini­ge Milli­meter ge­hoben, war be­reits dauer­haft ver­formt und hätte kom­plett er­neuert werden müssen. Gleich­zeitig hatte sich da­durch auch die Lage der Saiten über dem Griff­brett nach oben ver­schoben. Die Spiel­barkeit war da­durch natür­lich be­ein­trächtigt. Dem Klang hat es meiner Mei­nung nach nicht ge­schadet. Aber so richtig zu trauen war der Sache nicht mehr ...

Ich stimmte also die Gitarre eine Quinte tiefer, um den Zug auf den ge­schädig­ten Steg zu ver­mindern, packte sie in ihren Koffer, und sie ver­schwand bis auf Weiteres aus den Augen und dem Sinn.

Die Saiten liegen zu hoch.

Heute

Heute sind die Kinder aus dem Haus, ich bin Haus­mann und habe alle Zeit der Welt. Das Musik­hobby spielt wieder eine zen­trale Rolle. Aller­dings habe ich mich zwischen­zeit­lich mehr dem Klavier und anderen Tasten­instru­menten zu­gewandt. Lange Zeit stand meine Gitarre im Keller und setzte sogar Schimmel an – aller­dings nur außen am Koffer. Einige Male holte ich sie noch her­vor, aber das ma­rode Instru­ment machte ein­fach keinen Spaß mehr. Außer­dem ist es ziem­lich laut und ich möchte den Nach­barn mein Herum­dilettieren nicht zu­muten.

Klassische Cutaway-Gitarre

Da ergab es sich, dass ich im Internet zu­fällig einer Silent Guitar be­gegnete. Sie sah sen­sa­tionell aus und ver­sprach auch klang­lich ganz oben mit­zuspielen. Nach einigen Er­wä­gungen (auch finan­zieller Natur) be­stellte ich sie bei einem großen deutschen Mu­si­kalien­ver­sender.

Es ist eine Yamaha SLG 200N TBS, Bau­jahr 2017. Sie ist im Prin­zip eine E-Gitarre, aber mit Nylon­saiten und jeder Menge Tech­nik an Bord. Hals und Körper be­stehen aus Maha­goni, Griff­brett und Steg aus Rosen­holz* und der Rahmen aus Rosen­holz-Ahorn-Lami­nat. Die Farbe nennt sich Tobacco Brown Sunburst. Das Ge­wicht be­trägt 2,1 kg.
*So steht es jeden­falls in der Be­schreibung. Ver­mut­lich handelt es sich um eine falsche Über­setzung aus dem Englischen: Rose­wood = Pali­sander.

Der Klang wird von einem Piezo-Pickup unter dem Steg ab­ge­nommen und dann einem Vor­ver­stärker zu­geführt. Es gibt die übliche Lautstärke- und Klang­regelung über Dreh­regler, aber auch ein paar tech­nische Be­sonder­heiten sind da­bei:

Man kann zwischen drei Effekten wählen: Zimmer­klang, Konzert­saal oder Chorus. Die Effekte sind stufen­los ein­stell­bar. 

Als zweites gibt es die Möglich­keit zwischen zwei Klang­quellen zu wählen: den reinen Sound vom Pickup, oder den Klang, der ent­stünde, wenn man die Gitarre mit einem her­vor­ragenden Studio­mikro­fon auf­nähme (simu­lierte Korpus­reso­nanz). Auch diese beiden Optionen sind stufen­los mit­ein­ander misch­bar. 

Als drittes Highlight gibt es noch ein ein­ge­bautes elek­tronisches Stimm­gerät, das mittels zweier Pfeile und eines grünen Punktes an­zeigt, wie gut jede der sechs Saiten ge­stimmt ist.

Außerdem hat sie einen normalen E-Gitarren-Aus­gang (mono), einen Kopf­hörer-Aus­gang (stereo), einen Aux-Ein­gang, der dem Aus­gangs­signal über einen sepa­raten Dreh­regler zu­ge­mischt werden kann, so­wie einen Netz­geräte-An­schluss, den ich nicht be­nötige: Ein Satz AA-Batte­rien oder Akkus (zwei Stück) reicht für bis zu zwan­zig Stunden Spiel­zeit. 

Der dem Spieler zugewandte Teil des Korpusrahmens kann mit drei Handgriffen entfernt werden. Dann lassen sich die beiden Teile relativ kompakt in der im Lieferumfang enthaltenen Tasche verstauen. Eine Urlaubsreise hat sie bereits unbeschadet und vielbespielt überstanden.

Elektronik statt Korpus.

Klassische Kopfform und Mechanik

Nylonsaiten und Piezo-Pickup

Für diese Gitarre benutze ich die gleichen Kopf­hörer, wie für mein E-Piano: Einen K240 MkII von AKG. Der Klang ist der einer Konzert­gitarre, wenn man einen der zwei Raum­effekte ver­wendet. Zu­sammen mit dem Chorus-Effekt klingt sie ähn­lich wie eine Ova­tion. Auf jeden Fall bietet die Yamaha SLG ein groß­arti­ges Er­leb­nis gleicher­maßen für den Hör- wie für den Seh­nerv. Des­halb habe ich jetzt auch wieder die alten Gi­tarren­noten her­vor­gekramt. Es geht wieder fast bei Null los: Matteo Car­cassi, Gitarren­schule Band III, Noten­ständer, Fuß­bänk­chen und (mittler­weile) Lese­brille.

Reparatur 2017

Irgendwie tat mir die arg geschundene Alhambra dann doch leid und ich er­wog ernst­haft, sie wieder her­richten zu lassen. Außer­dem hatte ich auch noch Wün­sche die neue Yamaha be­treffend. Auf der Suche nach einem Instru­menten­bauer wurde ich in Essen fün­dig. Ein dort an­sässi­ger Zupf­instru­menten­macher­meister, war be­reit, die Ge­stal­tung und Re­para­tur meiner Gi­tarren zu über­neh­men. Als erstes stand na­tür­lich der Er­satz des ab­ge­hobenen Ste­ges auf dem Pro­gramm. Der alte Steg musste rest­los ent­fernt und ein neuer ge­fertigt, an­ge­passt und wieder ver­leimt werden. Die Kosten dieser meister­lichen Ar­beiten über­stiegen, wie zu er­warten war, den Rest­wert meines Alter­tüm­chens, aber irgend­wie ist die alte Dame ja auch ein Fa­milien­mit­glied, und da sollte doch wohl Geld keine primäre Rolle spielen ...

Der neue handgefertigte Steg besteht aus naturbelassenem ostindischem Palisander.

Die zweite, wenn auch nicht ganz so an­spruchs­volle Auf­gabe war, auf dem Griff­brett der Ya­maha Orien­tierungs­punkte, so­ge­nannte Inlays, an­zubringen. Die weiter oben be­schriebe­ne Tech­nik mit dem weißen Markier­stift er­schien mir dann doch zu pro­fan für dieses schöne Instru­ment. Wir einig­ten uns auf creme­farbene Perl­mutt-Ronden mit 6mm Durch­messer. Diese wurden in das Griff­brett ein­ge­lassen und ver­klebt. Jetzt steht auch inten­sivem Lagen­spiel nichts mehr im Weg.

Schlicht und einfach: Perlmutt-Punkte auf den Lagen 5,7,9 und 12 sorgen für bessere Übersicht.

Alle Arbeiten wurden in angemessener Zeit und gegen an­ge­messenes Ent­gelt zu meiner vollsten Zu­frieden­heit aus­geführt. Weitere An­schaffungen oder Än­de­rungen sind (vor­erst) nicht ge­plant.


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