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Meine Tonbandgeräte |
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Ich möchte hier ein paar der Tonbandgeräte
vorstellen, die ich besessen und geliebt habe. Leider haben mich
fast alle, teils
aus technischen Gründen, teils wegen Platzmangels wieder verlassen müssen.
Letztenendes hat die fortschrittliche, kompakte, manche sagen auch kältere
Digitaltechnik, doch obsiegt ...
Da ich die Original-Fotos leider nicht mehr habe, können die Abbildungen nicht vergrößert dargestellt werden. Ich hoffe, dass dennoch genügend Details sichtbar sind - notfalls kann die Vergrößerung im Browser helfen. |
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Die Anfänge |
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Musikgenuss anno 1959: Nordmende Phono-Super 56. |
Das hier war meine erste Musikanlage. Im Alter von zwei
Jahren konnte ich ihre Tastatur wie man sieht auch schon
virtuos bedienen. Diese Riesen-Kiste war zunächst ca. 15 Jahre lang unsere
Familienanlage, wurde danach mir übereignet und
versah noch ohne Mucken und Murren ihren Dienst bis 1977!
Es war ein Nordmende Phono-Super 56 und hatte Mitte der 50er Jahre den Wahnsinnspreis von ca. 500 Mark gekostet! Es besaß links und rechts je einen kleinen eingebauten Lautsprecher und vorne saß noch ein wesentlich größerer hinter der Stoff-Abdeckung. Das nannte sich damals „3D“ und war (natürlich) trotzdem Mono. Der Sound ließ sich über getrennt regelbare Höhen und Bässe, sowie über ein Klangregister beeinflussen. Der Radioteil umfasste alle üblichen Wellenbereiche einschließlich UKW, und er besaß sogar eine Peilantenne, einen bewickelten, drehbaren Ferritstab. Eine ganze Reihe von Elektronenröhren versah im Inneren ihren Dienst. Genial einfach zu tauschen und immer schön warm! Der Clou saß aber unter dem Deckel: Klappte man ihn hoch, fiel der Blick auf einen Dual-Plattenspieler. Der lief noch mit Reibrad-Antrieb und konnte mit den Geschwindigkeiten 33/45/78 betrieben werden. Der Tonarm war aus grauem Plastik und das Auflage-Gewicht betrug wahrscheinlich eine halbe Tonne. Auf jeden Fall wurden mit diesem Gerät unsere Schallplatten abgehobelt bis sie mehr oder weniger schrottreif waren. Bis in die Mitte der 70er hatte - und kannte - ich nichts anderes. Aber ich hatte ja auch noch keine eigenen Schallplatten, und so störte es mich nicht weiter. Außerdem bekam ich zu Weihnachten 1972 ein Tonbandgerät geschenkt, das mir ganz andere Möglichkeiten eröffnete und damit den Plattenspieler (fast) überflüssig machte. Es war ein TK146 von Grundig. |
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Grundig TK146 |
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Was gab es zu der Zeit doch für tolle Geräte für angehende Tonband-Amateure! Allesamt kleine Kisten, aber mit vielen bunten Tasten und Hebeln dran und absolut geilen Features (nur hieß das damals noch nicht so). Schließlich hatte ich meinen Vater soweit bequatscht, dass er Willens war, mir so etwas zu kaufen - wenn ich denn selber etwas dazu legen würde (Stichwort: Sparbuch). | ||
Die Enttäuschung war aber zunächst recht groß am Heiligen Abend: Vattern hatte was Vernünftiges gekauft: Ein Grundig, mit so einem langweiligen Drehhebel für die Laufwerksfunktionen anstatt der schönen bunten Tasten. Außerdem passten nur 15er Spulen drauf. Später musste aber sogar ich zugeben, dass der sehr zuverlässige Drehknebel wesentlich verschleißfreier arbeitete als die munter springenden Tasten. Zusätzlich hatte das TK146 für Aufnahmen einen Automatik-Modus, und es war serienmäßig ein richtiges Mikrofon GDM 313 dabei! Natürlich konnte man auch manuell ausgesteuerte Aufnahmen machen und – als besonderes Highlight – Trickaufnahmen, so bezeichnet Grundig Aufnahmen ohne gleichzeitigen Löschvorgang. Das TK146 ist ein Viertelspur-Mono-Gerät der damals untersten Liga - ein Billigteil für schwach betuchte Anfänger. |
Piefiger Holzlook: das TK146 |
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Die Sache war klar: Radio auf den Lieblings-Sender stellen, Mikrofon davor und dann Wunschkonzert aufnehmen. Von echtem HiFi konnte man da wirklich nicht sprechen. Etwas später dann bekam ich ein spezielles Überspielkabel - eine Seite Bananenstecker, die andere DIN - mit dem ich dann die Musik direkt aus dem Dampfradio ziehen konnte. Das klang dann schon sehr viel besser (verwöhnt war ich der Beziehung ja nicht). |
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Später habe ich das schöne Gerät dann wüst verbastelt. Ich weiß nicht mehr, was ich alles geändert habe, aber ich konnte Mehrfach-Dubs damit machen (Multiplay), was ja mit einem einfachen Kombikopf eigentlich gar nicht geht. Also: Löschkopf mit Schalter (und Kontrolllampe!) versehen, irgendeinen Verhau aus Spulen und Kondensatoren (gegen die Rückkopplung) eingebaut, die nervige Bandenden-Abschaltung mit einem Schalter außer Gefecht gesetzt und vieles mehr. Nachdem ich mir mein erstes richtiges Tonbandgerät gekauft hatte, flog diese Kiste einfach achtlos auf den Müll. Viele (20?) Jahre später habe ich mir dann ein noch recht gut aussehendes und funktionierendes TK146 für ein paar Euros bei eBay geschossen – sogar wieder mitsamt originalem GDM 313 (Richtmikrofon mit Nierencharakteristik) – nur wegen der Nostalgie. Von diesem Gerät soll im Folgenden die Rede sein. |
Übersichtliches Bedienfeld |
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TK146 intern |
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Schauen wir doch mal hinein in so ein Produkt der angehenden 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Bedenkt man, dass die Technik heute (2018) schon wacker auf die Fünfzig zugeht, dann sieht das Teil rein äußerlich noch top aus. Da blättert nichts, der Kunststoff hat keinerlei Risse, nur die Schaumstoffpolster im Deckel (zum Fixieren der Spulen beim Transport) sind komplett zerbröselt. Innen konnte ich noch nicht mal den Anflug von Rost erkennen - es handelt sich also definitiv nicht um einen Kellerfund. Noch eine Bemerkung zum Namen: Wenn ich das TK146 sage, so ist das eigentlich falsch, weil TK „Tonbandkoffer“ heißt und somit männlich ist. Ich werde mich trotzdem nicht daran halten. | ||
![]() Abb.1 |
![]() Abb.2 |
![]() Abb.3 |
Wie man in den obigen Fotos sieht, verfügt das TK146 über fünf
Anschlussmöglichkeiten. Da sind zunächst einmal die rückwärtigen (numerierten) Buchsen (Abb.1): Die Nr.1 ist die
sogenannte Radio-Buchse, eine fünfpolige DIN-Buchse für
Aufnahme und Wiedergabe unverstärkter NF-Signale. In die Buchse Nr.2 passt nur ein
eigens dafür hergestellter Telefonadapter 244S zur
Aufzeichnung von Telefonaten gemäß den Vorschriften der
damaligen Bundespost (Mithören
über Lautsprecher war weder möglich noch erlaubt). Nr.3 ist
ausschließlich für einen Zusatzverstärker 229a von Grundig (den ich mir für
etliche Taschengelder
auch zugelegt hatte) vorgesehen, mithilfe dessen man eine Spur
abhören kann, während man auf der anderen aufnimmt (Duoplay-Verfahren). An Nummer vier passt
ein 4-Ohm-Lautsprecher (oder ein Kopfhörer) mit DIN-Lautsprecherstecker. Der
interne Lautsprecher wird beim Einstecken abgeschaltet.
Schließlich findet man unter einem Schieber auf der Oberseite (Abb.2) den Anschluss für das Zubehör-Mikrofon. Dieser Schieber (Abb.3) schaltet gleichzeitig die Radio-Buchse ab. Bei meinem damaligen wie bei dem heutigen Gerät war das mit einem gewaltigen Krachen und Knacksen verbunden - kein Wunder, wenn man die dazugehörige Mechanik betrachtet. Schauen wir uns jetzt einmal das Innere an. Die gesamte Elektronik befindet sich auf der linken Seite auf einer über die ganze Gerätetiefe verlaufenden Platine. Der Aufbau ist diskret, d.h. es gibt keine integrierten Schaltungen oder SMD-Technik, alles ist schön groß und im Reparaturfalle gut auszutauschen. |
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![]() Abb.4 |
![]() Abb.5 |
![]() Abb.6 |
In Abb.4 sieht man gut die ganze links versammelte
Elektronik. Außer ein paar Lamellenschaltern und dem Tonkopfbereich
befindet sich nichts Elektronisches mehr im Gerät.
Auffallend und in Abb.5 gut zu sehen ist das Fehlen eines Trafos. Offensichtlich haben die Grundig-Mannen, genau wie die Billig-Konkurrenz, einen Weg gefunden, wie man Gewicht und Kosten sparen kann, indem man den Trafo mit auf den Stator des Motors wickelt. Das ist übrigens auch der einzige Motor in diesem Maschinchen. An der Frontplatte erkennt man den relativ großen - und für mein damaliges Empfinden recht wohlklingenden - Lautsprecher. Abb.6 zeigt die zwei Transistoren der Gegentakt-Endstufe auf einem Alu-Kühlblech. Der ganze Aufbau besteht aus relativ dickem Stahlblech und macht einen - für diese Preisklasse - recht stabilen Eindruck. Die Elektronik-Platine ist jedoch nur recht wackelig eingehängt und beim Kabelbaum wurde offenbar an jedem Millimeter Draht gespart, sodass die Anschlüsse ziemlich unter Zug stehen |
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![]() Abb.7 |
![]() Abb.8 |
![]() Abb.9 |
Das TK146 ist ein Viertelspur-Mono-Gerät, d.h. Es können je
Bandlaufrichtung zwei (Mono-)Spuren aufgezeichnet werden,
wobei sich auf der A-Seite des Bandes (nach Grundig-Nomenklatur) die Spuren 1 und 3
befinden und auf der Rückseite die
Spuren 2 und 4. Diese sind mit den Schaltern in Abb.7 für
Aufnahme wie für Wiedergabe gleichermaßen einzeln oder
gemeinsam (D = Doppelspur) schaltbar.
Abb.8 zeigt den Löschkopf (a) und den Kombikopf (b), der für das Lesen wie für das Schreiben der Informationen zuständig ist. Somit ist eine Hinterbandkontrolle während der Aufnahme nicht möglich - ein einfaches und kostensparendes Konzept. Auch kann man bei genauem Betrachten den Andruckfilz (c) für den Löschkopf sowie das Andruckbändchen (d) (beflockt) für den Kombikopf sehen. Da dieses Gerät praktisch keinerlei Bandzugregelung hat, soll hierdurch ein gleichmäßiger Druck des Bandes an den Köpfen gewährleistet werden. In Abb.9 sieht man die Andruckrolle (e), die sicher auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber noch gut funktioniert. Dahinter befindet sich die Ton- oder Capstanwelle (f), die in Verbindung mit der Andruckrolle für den gleichmäßigen Bandtransport zuständig ist. Rechts sieht man noch eine trommelförmige Bandführung (g) und anschließend noch ein Leitblech (h), das für die automatische Bandenden-Abschaltung von Bedeutung ist. Auch hier sieht man, dass es sich um ein trocken gelagertes und wenig benutztes Gerät handelt, da Köpfe und Bandführungen fast riefenfrei sind. Rost ist nicht sichtbar und auch die Oberflächen-Vergütung blättert nirgendwo ab. An den intakten Lacksiegeln erkennt man, dass es noch nie justiert wurde und komplett ersatzteilfrei ist. |
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![]() Abb.10 |
![]() Abb.11 |
![]() Abb.12 |
Abb.10 zeigt das Ende der Motorwelle (i)
mit dem Gummiriemen, der zur Tonwelle geht, sowie dem Reibrad für den schnellen Rücklauf. Das größere
Reibrad (k) wird beim
schnellen Vorlauf zwischen Welle und rechten Wickelteller gepresst. Darüber
befindet sich der Mechanismus für die Bandenden-Abschaltung. Der kleine
Elektromagnet (l) wird über die Kontakte (g) und (h) in Abb.9
mittels einer Metallfolie im Vorspannband betätigt und öffnet
dadurch den Lamellenschalter (m), der
dadurch das ganze Gerät
(!) einpolig spannungsfrei schaltet - primitiv aber wirkungsvoll.
Die Lamellenschalter (n) in Abb.11 werden über Nocken vom Betriebsartenschalter betätigt und sind für NF-Aufgaben zuständig. Schön zu sehen ist hier die doch recht hochwertige Verarbeitung: Über den Anfang der Spiralfeder (o) ist eine Schutzhülse (p) (gegen Verschleiß oder Kratzgeräusche?) gezogen. So ein Teil muss ja schließlich gefertigt und verbaut werden, was die Herstellungskosten, wenn auch nur wenig, erhöht. (In Abb.6 kann man übrigens noch so eine Hülse sehen). Im krassen Gegensatz dazu stehen die beiden Teller-Bremsen in Abb.12. Der linke Wickelteller wird während des Wiedergabe-Betriebs über den Filz (q) leicht angebremst und sorgt so für ausreichende Spannung im Band. Zum Bremsen aus dem schnellen Rücklauf wird er eben etwas fester angepresst. Der rechte Wickelteller hingegen wird mit einem Gummi (r) gebremst. Dieses System sorgt mit absoluter Gewissheit früher oder später für Bandsalat oder -riss. Bremsen aus schnellem Vorlauf: der linke Wickelteller läuft nach und bildet Schlaufen. Bremsen aus schnellem Rücklauf: der rechte Teller bremst hart und (über)spannt das Band. Totaler Murks! |
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![]() Abb.13 |
![]() Abb.14 |
![]() Abb.15 |
Abb.13 zeigt den
Eingangsspannungs-Wahlschalter. Er lässt sich nur bei abgeschraubter
Abdeckung betätigen. In diesem Feld befinden sich auch gut
zugänglich die drei Feinsicherungen. Ein nettes Detail zeigt Abb.14: Innen in der
Abdeckklappe sowie auf dem Gehäuseboden befindet sich ein
kompletter Satz Reservesicherungen - hier hat man bei Grundig keine Kosten
gescheut ;-))
Ein weiteres Detail, welches die Transportabilität des TK146 erhöht, ist die Klappe im Gehäuseboden (Abb.15). Hinter ihr verschwindet das Netzkabel bei Nichtbenutzung. Es ist auch noch ausreichend Platz für eventuell benötigte Audiokabel. |
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Zusammenfassung: Einerseits kann man sagen, dass das TK146 ein
Massenprodukt seiner
Zeit ist, regelrecht billig in manchen Dingen und technisch nicht auf der Höhe der
(damaligen) Zeit. Andererseits ist es recht gut verarbeitet und tut auch
nach fast fünfzig Jahren immer noch seinen Dienst. Immerhin ist es mir
gelungen, die von mir selbst bespielten Bänder damit (und natürlich mit meinem
Rechner) zu digitalisieren. Die Qualität der Bänder nach dieser langen Zeit hat mich
ziemlich überrascht: Ich hatte schon mit dumpfen, halb gelöschten
Aufnahmen auf allmählich zerbröselndem Band gerechnet. Aber nichts von
alledem ist eingetreten! Auffällig ist lediglich, dass die mittig
gelegenen Spuren
3 und 4 besser erhalten sind als die randständigen Spuren 1 und 2, die nicht so gut
abgeschirmt im Wickel liegen.
Dieses Maschinchen legte auch den Grundstein zu meiner Abneigung gegen Musikkassetten. Ein Tonband ist nunmal ein Tonband und höchstens durch ein größeres Tonband zu ersetzen. Konnte ich diese Primitiv-Kassetten-Technik schon damals nicht ausstehen, so kann ich heute beim Anblick und beim Abhören von etwa gleich alten Kassetten nur mit dem Kopf schütteln, dass sich so ein Murks jemals hat durchsetzen können – aber wir wissen ja spätestens seit dem Durchmarsch der VHS-Technik, dass dem dummen Konsumenten jeder billige Schrott angedreht werden kann, wenn man nur laut genug die Werbetrommel dafür rührt. Zum Abschluss hier noch einige Technische Daten (Auszug aus der Bedienungsanleitung): |
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Stromart |
Wechselstrom 50 Hz |
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Grundig TK248 HiFi |
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Diese Maschine lief mir 2018 zu. Ich habe sie dennoch hier hinter die 146er gesetzt, damit man mal einen Vergleich hat, was zu jener Zeit bei Grundig ein Einsteigergerät war, und wie dagegen die gehobene Mittelklasse aussah. Rein optisch liegen TK146 und TK248 gar nicht so weit auseinander: Holzimitat, schwarzer Deckel, verchromter Tragegriff über die gesamte Breite. Technisch ist die Distanz hingegen schon größer. Auf der einen Seite ein Mono-Maschinchen mit einem eingebauten Lautsprecher, auf der anderen eine recht schwere Stereo-Maschine mit vier Lautsprechern. Hier Drehhebel-Bedienung, dort Tastenbedienung. In anderen Punkten hingegen unterscheiden sie sich kaum: Der recht störungsanfällige Aufbau mit unzähligen vielpoligen Lamellenschaltern, lediglich eine Aussteuerungsanzeige, die Ein-Motor-Trafo-Kombination, und das Geizen mit jedem Millimeter Draht. Auch das Netzkabel verschwindet wieder unauffällig hinter einer Abdeckung. Beim TK248 ist sie aus Aluminium und befindet sich auf der Rückseite. Alle Anschlussbuchsen liegen ebenfalls hinter dieser Klappe. |
Unverkennbare Familienähnlichkeit |
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18er Spulen und jede Menge Knöpfchen |
Nimmt man den schwarzen Kunststoffdeckel ab, sieht man sofort den Unterschied: Es passen
18er Spulen auf das
TK248. Es
befinden sich auch keine Schaumstoffpolster im Deckel: Da diese Maschine
aufrecht betrieben werden
kann (damals wie heute unsinnig aber modern) können die
Spulen auf den Tellern verriegelt
werden – stützende Schwämmchen braucht man hier nicht. Auf der linken Geräteseite fällt sofort die große Anzahl an Knöpfen auf; beim TK146 sind da nur zwei. Auch die Schieberegler haben Zuwachs bekommen und sind auf die rechte Seite des Gerätes umgezogen. Sie waren seinerzeit so modern wie unpraktisch – nach wenigen Jahren fangen sie an zu kratzen und sind, im Gegensatz zu Drehpotentiometern, kaum instandzusetzen oder auszutauschen. |
Flachbahnregler als Modeaccessoire |
Fünf verschiedene Aufnahmemodi |
Das TK248 hat nicht weniger als fünf verschiedene Aufnahmemodi:
Automatik
Musik, Automatik Sprache,
Manuelle Aussteuerung,
Synchroplay und
Multiplay. Synchroplay
ist das, was beim kleineren Bruder noch Duoplay hieß und einen Zusatzverstärker
benötigte (eine Spur abhören während man auf der anderen
aufnimmt). Multiplay ist dann die Steigerung davon:
Es können beliebig viele Einspielungen übereinandergemischt werden.
Hinten mittig zwischen den Spulen entdeckt das geschulte Auge einen weiteren, erheblichen Unterschied: Einen Geschwindigkeitsumschalter. Man kann wählen zwischen 9,5 cm/s und 19 cm/s. Damit wird klar, dass das TK248 mehr als eine Klasse über dem TK146 anzusiedeln ist. |
Zwei Geschindigkeiten |
TK248 intern |
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Schauen wir auch hier einmal hinter die Kulissen. Beim Öffnen des Gerätes fällt sofort die drangvolle Enge im Inneren auf. War beim TK146 noch jede Menge Luft und unverbauter Raum, ist beim TK248 kaum noch Platz. Front und Seiten sind mit insgesamt vier Lautsprechern bestückt. Auf der Oberseite (Abb.1) befindet sich fast nur Mechanik, die Unterseite (Abb.2) hat eine große, herunterklappbare Platine (Abb.3) mit der gesamten Elektronik: Gleichrichter (a), Wiedergabe- (b) und Aufnahmeverstärker (c). Auch eine Bandenden-Abschaltung gibt es im TK248. Es wird hier aber nicht die gesamte Netzspannung abgeschaltet, sondern der zuständige Elektromagnet (d) betätigt den Stopp-Mechanismus. | ||
![]() Abb.1 |
![]() Abb.2 |
![]() Abb.3 |
Ein weiterer Elektromagnet (Abb.4)
befindet sich in der Nähe des Zählwerks. Dieser simuliert mittels eines an
einer Buchse angeschlossenen Fußschalters (Grundig
225) die
Pausentaste – sehr praktisch
bei Mikrofon-Aufnahmen.
Abb.5 zeigt einen neuralgischen Punkt der mechanischen Konstruktion dieses Gerätes: Das gummibewehrte Reibrad (e), welches im Kraftfluss des schnellen Rücklaufs liegt, verhärtet sich mit den Jahren und verliert seinen Grip. Damit fällt der Rückwärtsgang bei so ziemlich allen Grundig-Maschinen der Typenreihe TK24x aus – genau wie bei meinem Modell. Ersatz gibt es nicht, Reparatur ist fast unmöglich. Jedoch: Bei einem der bekannteren Online-Auktionshäuser mit »E« wurde zu einem recht günstigen Kurs ein Ersatzrad abgeboten. Gekauft. Eingebaut. Ergebnis: Kein Unterschied, trotz wesentlich besserer Elastizität. Zu einem ungleich ungünstigeren Kurs könnte ich jetzt noch die zwei »Zwischenradgummis« bekommen. Ich überlege, ob ich schlechtem Geld gutes hinterherwerfen soll. Ich zögere noch ... Das zweistufige Rad (f) darüber verbindet die Antriebsachse des Motors mit dem Schwungrad. Der Umschalter für die Bandgeschwindigkeit wirft den Riemen (g) je nach Einstellung auf die größere oder die kleinere Scheibe. In Abb.6 sieht man den Antriebsmotor, der gleichzeitig auch als Netztrafo dient – was platz- und kostensparend ist. Links daneben ist der rote Umschalter, der die Betriebsspannung des Gerätes auf 110/115 V bzw. auf 220/230 V einstellt. |
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![]() Abb.4 |
![]() Abb.5 |
![]() Abb.6 |
Das TK248 (TK steht auch hier für Tonband-Koffer) besitzt drei Tonköpfe (Abb.7): Den Löschkopf (h), den Kombikopf (i), und den Wiedergabekopf (j). „Hinterbandkontrolle”, nickt der Fachmann anerkennend. Aber weit gefehlt: Echte Hinterbandkontrolle ist nur bei Mono-Aufnahmen möglich, bei Stereoaufnahmen kann man lediglich das direkte Signal mithören. Eine halbherzige Lösung, die vermutlich von Rotstift-Experten durchgesetzt wurde, die dadurch einen Verstärker einsparen konnten. In Abb.8 kann man zweierlei erkennen: Erstens, dass es sich um Viertelspurtechnik handelt, und zweitens, dass die Tonköpfe schon bessere Tage gesehen haben. Sie sind schon etwas abgeschmirgelt – aber noch nicht tot. Abb.9 schließlich zeigt nochmal ein Detail der doch teilweise recht hochwertigen Verarbeitung: Eine Schraube zur Befestigung der Alu-Deckplatte. Sie besteht aus der Schraube selbst, einem Edelstahltöpfchen, einer dicken Pressstoffscheibe als Dröhnschutz und einem dünnen Laminatplättchen als Verlierschutz. Da hat der Typ mit dem Rotstift wohl nicht aufgepasst ... |
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![]() Abb.7 |
![]() Abb.8 |
![]() Abb.9 |
Zusammenfassung: Das TK248 ist ein Tonbandgerät der gehobenen
Mittelklasse, so wie Grundig sie damals definierte. Es kann senkrecht
stehend betrieben werden (wobei dann die Frontlautsprecher
idiotischerweise nach
unten zeigen), es kann größere Bandspulen fahren als die Einsteigerklasse,
es kann Stereo, hat aber nur ein VU-Meter, es kann HiFi (jedenfalls
erfüllt
es die Mindestbedingungen nach DIN), es hat drei Tonköpfe, die aber nicht
richtig nutzbar sind, es hat nur einen Motor für alle Laufwerksfunktionen,
es hat deshalb eine große Menge verschleißanfälliger
mechanischer Teile,
es sieht gut aus und klingt auch recht akzeptabel. Wie man bei uns zu Hause
sagt: Nicht Fisch, nicht Fleisch.
Hier noch einige technische Daten (aus der Bedienungsanleitung): |
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Stromart |
Wechselstrom 50 Hz 55 W 5x20 mm träge 800 mA 100 mA und 1,6 A 2x 0,8 A 17 Silizium-, 4 Germanium-, 1 Feldeffekttransistor 9 Silizium-, 1 Zenerdiode, 2 Gleichrichter 9,5 cm/s und 19 cm/s, Toleranz nach DIN 45500 < ± 0,2 % bzw. 0,15 %, gemessen nach DIN 45500 Viertelspur international 40 ... 12.500 Hz bzw. 40 ... 16.000 Hz, Toleranz nach DIN 45500 > 50 dB, gemessen mit GRUNDIG Bezugs- und Justierband 9 Aussteuerung und Abschaltung am Bandende durch 1 Drehspulinstrument ca. 270 Sekunden bei Duoband 730 m auf Spule 18 cm Ø 2x Mikrofon, 2x Radio, 2x Phono 2x Verstärker (Buchse Radio), Außenlautsprecher 4 W an 4 Ohm 2x 4 W 430x350x196 mm ca. 14 kg ca. DM 850,- |
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AKAI X 201D |
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Gehen wir aber ins Jahr 1979. Dies hier war schon eine ausgewachsene Maschine. Das relativ stark gebrauchte Exemplar begegnete mir am schwarzen Brett (Analog-eBay) der Uni Aachen. Der Preis war OK, zumindest für den Gegenwert, den ich mir erhoffte. Also mitgenommen das Teil und erst mal mit den alten Bändern ausprobiert. So weit kein Problem. Nur eigene Aufnahmen damit zu machen war nicht ganz so schön, weil der Aufnahmekopf halbseitig angeschliffen war, also falsch justiert. Ich habe dann einfach den Pegel des betroffenen Kanals etwas erhöht und dann ging's ganz passabel. Von HiFi möchte ich auch hier noch nicht sprechen. | ||
AKAI X 201D, Anfang der 70er Jahre. |
Äußerlich sah der Kasten ganz manierlich aus: Eingebettet in ein nussbaumfurniertes Holzgehäuse mit einem abnehmbaren Deckel, ebenfalls aus furniertem Holz entsprach es dem damaligen Geschmack und irritierte auch die Dame des Hauses nicht übermäßig, wenn es geschlossen war. Die Fakten: Die X 201D ist eine Viertelspur-Stereo-Maschine, die maximal 18er Spulen fährt. Sie tritt allein schon durch ihre Maße und ihr Gewicht imposant auf. Zusätzlich hat sie noch ein paar Goodies, die sie mir damals recht sympathisch machte: |
Typisch AKAI: Freiliegende Capstan-Welle. |
Da ist zunächst mal das Autoreverse zu nennen. Zumindest bei der Wiedergabe muss man das Band nicht umdrehen; es geht am Bandende (richtig angebrachte Schaltfolien vorausgesetzt) in den Reverse-Modus, indem die Bandrichtung umgekehrt wird und der Kopfträger komplett ein Stück nach unten springt – eine sehr simple und anfällige Technik für eine geforderte Genauigkeit im Hundertstel-Millimeter-Bereich. Theoretisch kann man das Band endlos laufen lassen, denn am Anfang kehrt es wieder in den Normalmodus zurück. Man kann die Bandlaufrichtung aber auch manuell umkehren. |
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Drei Köpfe, keine Hinterbandkontrolle. |
Ein weiteres Verkaufsargument war damals die sogenannte Crossfield-Technik für Aufnahmen: Gegenüber dem Aufnahmekopf, also auf der Rückseite des Bandes befindet sich ein weiterer Kopf. Die Vormagnetisierung (Bias) besorgt dieser Crossfield-Kopf, während der Aufnahmekopf lediglich das reine NF-Signal aufbringt. Dadurch sollen hohe NF-Frequenzen klarer durchkommen, weil sie nicht im gleichen Kopf vom HF-Signal überlagert werden. Ob das tatsächlich messbare Vorteile brachte, oder der Kunde nur wieder mit Technik-Blabla geblendet werden sollte, ist mir nicht bekannt - ich habe aber so meine Zweifel ... |
Ungewöhnliches Bedienkonzept. |
Außer dem Crossfield-Kopf gab es noch den Lösch-, und den kombinierten Aufnahme/Wiedergabekopf (Kombikopf). Dadurch war auch bei diesem spektakulär aussehenden Gerät die Überwachung der Aufnahme im laufenden Betrieb (sogenannte Hinterband-Kontrolle) genauso unmöglich wie bei den billigeren Grundigs. Das machte die X 201D zum Blender: Kein separater Wiedergabekopf, kein Voll-Autoreverse (keine Aufnahme im Rückwärtsgang). Nur viel Blingbling für gar nicht mal so wenig Geld. Den richtigen Profi-Touch bekam sie natürlich dadurch, dass sie für Aufrechtbetrieb geeignet war. Kein Profi würde ein Bandgerät senkrecht betreiben - aber damals wollten das nun mal alle, also wurde es produziert (und gekauft). Die Spulenfixierung mittels Ziehen und Drehen war zuverlässig und robust. Desweiteren gibt es an dieser Maschine 3 Geschwindigkeiten in den Abstufungen 4,75 cm/s, 9,5 cm/s und 19 cm/s. Für die 19 cm/s war mir meist das Band zu teuer; es brachte aber auch qualitativ nicht viel (der Aufnahmekopf eben). Und 4,75 cm/s ist sowieso indiskutabel – so schnell laufen übrigens Musikkassetten, und dann auch noch mit halb so breiten Band! Immerhin gibt es eine einstellbare Entzerrung (Equalizer genannt) für jede der Geschwindigkeiten. Auch die Empfindlichkeit des DIN-Eingangs ließ sich in zwei Stufen schalten (High/Low). Außer der piefigen DIN-Buchse hatte die Maschine aber auch noch einen Line-In und einen Line-Out Anschluss über Cinch-Buchsen - ein weiterer Schritt weg vom Heimanwender hin zum Profi. Natürlich waren auch zwei Mikrofon-Buchsen vorhanden, sowie eine Kopfhörerbuchse. |
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Zusammenfassung: Insgesamt war diese Maschine ein typischer Vorbote kommender
Japan-Tapedeck-Generationen: Außen
im glitzernden Edelstahl-Look mit jeder Menge Gimmicks, Knebeln, Knöpfchen,
Drückern und Rädchen
– innen jedoch billigste Verarbeitung, wackelige Mechanik,
Kombikopftechnik, halbherziges Autoreverse, von der popeligen Hartfaser-Rückwand gar nicht zu sprechen. Man
bekam also viel Schein für sein Geld, aber
der praktische Nutzwert hielt sich in Grenzen. Wäre sie ein Auto,
dann hätte es Blattfedern,
Starrachse und Zweitaktmotor, dafür aber Chromleisten,
Breitreifen und Sportfahrwerk.
Ich selbst bevorzuge heute übrigens die Halbspurtechnik - da gibt es einfach mehr Platz und damit höhere Dynamik für die geschriebenen Informationen. Auch nach Jahrzehnten ist der Klang unverändert brillant. Außerdem spart man sich dadurch das Wenden des Bandes, bzw. die ganze Schicki-Micki-Autoreverse-Technik, da es auf der Bandrückseite weder etwas zu lesen noch zu schreiben gibt. So weit waren meine Erkenntnisse aber Mitte der 80er Jahre noch nicht gereift. Band war teuer und somit beidseitig zu verwenden! Durch Zufall sah ich bei einem Trödler eine gebrauchte A77 für 800 Mark und war sofort Feuer und Flamme. ReVox, der unerreichte Traum eines Hobby-Magnetofonisten! Edel und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk – wie man sich doch täuschen (lassen) kann! Hier noch ein paar technische Daten zur AKAI, u.a. aus der Betriebsanleitung: |
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Spuren |
4 in internationaler Lage |
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ReVox A77 MkIII |
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Um es gleich vorweg zu nehmen: Meine A77 war Schrott. Sah zwar super aus, aber die Köpfe waren bis zur Schmerzgrenze runtergeschmirgelt und das ganze Teil orgelte, dass einem die Ohren wegflogen. Aber das wollte ich nicht wahr haben. Die Optik ließ mich einfach alles andere vergessen. | ||
eine Traum-Maschine ... ... und ihre Probleme. |
Und so konzentrierte ich mich voll auf das
makellose Äußere. Ich kaufte ein paar Original-NAB-Adapter von
ReVox, dazu noch ein paar sündhaft teure Lämpchen – die lagen natürlich außerhalb aller
bekannten Normen (36V 50mA). Band auf schicken 26er
Alu-Spulen musste her. Und so fristete dieses Stück Schweizer Ingenieurskunst sein tristes
Dasein überwiegend als moderne Skulptur.
Doch, ich habe auch Aufnahmen damit gemacht, nachdem ich für Unsummen ein funkelnagelneues Reibrad erstanden hatte. Die 80er Jahre gingen allmählich zur Neige, aber Bänder und Ersatzteile waren noch zu bekommen, wenn auch zu ReVox-Preisen. Aber es nützte nicht: der Gleichlauf war so schlimm, dass man die letzten zwei Drittel eines Bandes nur mit Gehörschutz ertragen konnte. Ich habe dann auch noch ein wenig an der Elektrik des linken Wickelmotors gefrickelt, um etwas weniger Zug auf das Band zu bekommen, aber das verschob das Problem auch nur auf das letzte Drittel – hier aber um so schlimmer! 2003 habe ich mich schließlich schweren Herzens von ihr getrennt. Ich wollte endlich wieder etwas haben, das auch funktionierte – und natürlich trotzdem gut aussah. Was liegt da näher als eBay. Die ReVox entschwand als Ersatzteillager für Bastler für weit unter hundert Euro. Über den Nachfolger berichte ich weiter unten. Zunächst jedoch die nackten Fakten: Diese A77 war ein Viertelspur-Stereo-Gerät, sie hatte zwei Geschwindigkeiten, nämlich 9,5 cm/s und 19 cm/s, und sie konnte maximal 26,5er Spulen fahren. Ansonsten hatte sie keinerlei Highlights – einfach nur Aufnahme, Wiedergabe und fertig. Aber sie hatte dafür separate Köpfe: Endlich Hinterbandkontrolle! Das Design war elegant aber funktionell; nur deshalb hat sie über fünfzehn Jahre in meinem Wohnzimmer Staub gesammelt – schaut her ich hab 'ne ReVox! |
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Ach ja: Zwei Spezialitäten fallen mir doch noch ein: Die A77 hat ein spezielles
Netzkabel, das wahrscheinlich nur auf diese Geräte passt.
Speziell ist hier eigentlich nur der Stecker am Gerät, so eine Art
zweipoliger Kaltgerätestecker. Das andere
ist der Anschluss für eine Kabel-Fernbedienung. Der nackte Stecker
hierfür, in dem sich nur eine Drahtbrücke befindet, muss immer im
Gerät stecken, sonst funktioniert die Wiedergabe nicht. Manch
unbedarfter eBayer ist schon über das Fehlen einer oder beider dieser
Komponenten gestolpert.
Zusammenfassung: Zeitlose, geniale, auf das Wesentliche reduzierte Bandmaschine, die mit Schweizer Qualitätsanmutung glänzt. Leider nicht für die Ewigkeit gebaut, und auch im Detail überkomplex (Bandzugregelung). Nur etwas für erfahrene Techniker. Zum Abschluss hier noch einige technische Daten (auch wenn sie mir nicht viel nützten): |
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Spuren |
4 in internationaler Lage |
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Tandberg TD 20A-2 |
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Tandbergs letzte Große stand Anfang der 80er Jahre in den Auslagen ausgewählter HiFi-Tempel. Der völlig utopische Preis von über 2000 Mark in Einheit mit dem exquisiten Design ließen einem armen Studenten Schauer über den Rücken laufen. Zudem tauchte sie in den Seiten von damals hochangesehenen audiophilen Hochglanz-Magazinen auf, wo sie der Konkurrenz aus Fernost und der Schweiz ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war. Das Äußere ist geprägt von schlichter Eleganz und einer gewissen technischen Nüchternheit – ganz im Gegensatz zu den seinerzeit verbreiteten Japanern mit ihren protzigen Edelstahl-Fronten mit verwirrend vielen Knöpfchen, Lämpchen und Double-Capstan-6-Head-Autoreverse. Hier Zurückhaltung und Konzentration auf das Wesentliche, dort Augenwischerei und technischer Schnickschnack. Außerdem versprach allein schon der Name Tandberg vornehme Exklusivität, gegenüber den Groß-Verramschern Akai und Teac. Aber das waren ja, wie gesagt, sowieso nur Träume, ohne jeden Bezug zur Realität. | ||
TD 20A-2. NAB Adapter: ReVox. Spulen: EMTEC |
Anno 2003 - also über 20 Jahre später - sollte dieser Traum dann doch noch
Realität werden. Für
knapp 300 Euro ersteigerte ich eine „voll funktionsfähige“ Tandberg TD 20A Halbspurmaschine und holte sie
persönlich beim Verkäufer ab.
Ein erster Test vor Ort ergab allerdings, dass die Funktionsfähigkeit wohl doch nicht so ganz
gegeben war. Zwar ließ sie sich starten, schaltete aber nach Loslassen der
Play-Taste sofort wieder auf Stop. Hören konnte man auch nichts
– es stand gerade kein Verstärker zur Verfügung. Der
Eigentümer ließ sich aber herunterhandeln, und so war ich stolzer, wenn auch nicht glücklicher
Besitzer einer der letzten für den Amateursektor gebauten Bandmaschinen (es ist
zwar nicht die "SE", also die allerletzte Ausführung, aber von der wurden ja auch nicht mehr allzu viele
produziert).
Der Fehler ließ sich schnell eingrenzen: Die Lichtschranke für die Meldung von Bandriss oder -ende funktionierte nicht. Ich musste lediglich einen neuen Fototransistor einlöten und schon ging's wieder. Aber auch danach kam keine rechte Freude auf: Aufnahmen waren verzerrt, die Wiedergabe auf einem Kanal war dumpf und leise. |
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Da ich mit meinem Hobby-Elektronik-Wissen hier am Ende war, brachte ich die Maschine zum Tandberg
Zentral-Service – sowas gibt es tatsächlich heute (2020) noch! Hier
bekam sie einen neuen Aufnahmekopf und ein paar neue Schalter, und alles wurde neu
justiert. Danach lief sie wieder fast wie eine Neue. Einziges Problemchen
war der Netzschalter: der wollte schön langsam und vorsichtig
gedrückt
werden, sonst rastete er nicht ein – ein altbekanntes Phänomen bei der 20er, wie man mir
versicherte. Fabrikneue Ersatzteile gab es nicht mehr, aber
ich konnte gut damit leben.
2013 schließlich habe ich mich schweren Herzens wieder von diesem Traum getrennt. Sie stand doch mehr oder weniger nur noch herum und sammelte Staub. Ein schöner Anblick zwar, aber totes Kapital. So wurde sie auf einer bekannten Auktionsplattform zu einem (fast) angemessenen Preis veräußert. Ein wenig trauere ich ihr aber doch noch nach ... |
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TD 20A intern |
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Auch diese Tonbandmaschine habe ich einmal zerlegt, einerseits um sie zu reinigen, andererseits um ein paar Detailaufnahmen machen zu können. Dieses Gerät stammt in etwa aus dem Jahr 1982 und repräsentiert den Stand der damaligen Technik: Logik-Steuerung aller Laufwerksfunktionen über Tipptasten oder Kabel-Fernbedienung, drei Antriebsmotoren, ein Steuermotor, zwei Geschwindigkeiten (9,5 cm/s und 19 cm/s), Einstellbarkeit der Vormagnetisierung (Bias) von außen, Aufrechtbetrieb, Halbspurtechnik, max. 26,5er Spulen-Durchmesser. Dazu besitzt es ein kleines Mischpult für die beiden Eingänge mit ausgangsseitigem Summenregler (Master), umschaltbare Mikrofon-Empfindlichkeit, echtes Synchro-Play (Aufnahme einer Spur während die andere abgehört wird), umschaltbaren Bandzug für große oder kleine Spulen und schließlich noch die Frei-Position, bei der die Bremsen gelöst und die Antriebsmotoren abgeschaltet sind (zum leichten Auffinden von Schnittstellen im Band mithilfe des Edit/Cue-Schalters). | ||
![]() Abb.1 |
In Abb.1 sieht man in der oberen Reihe v.l.n.r den Netzschalter, den Geschwindigkeitswähler und den Umschalter für die Spulengröße. Darunter die Regler für den linken und rechten Ausgangspegel, darunter den Kanalwähler, den Monitorschalter (Source/Tape), den Synchron-Schalter und den Edit/Cue-Schalter für das Auffinden von Bandstellen. Daneben befinden sich die großen, beleuchteten VU-Meter und darunter die Kopfhörer- und Mikrofon-Buchsen. Abb.2 zeigt die Tipptasten für die Laufwerkssteuerung, sowie rechts darunter die Buchse für die Fernbedienung. Außerdem noch: der Mixer, die Aufnahmeschalter für die zwei Kanäle mit den dazwischen liegenden Bias-Reglern und der Umschalter für die Mikrofon-Empfindlichkeit. |
![]() Abb2 |
![]() Abb.3 |
![]() Abb.4 |
![]() Abb.5 |
Abb.3 zeigt den gesamten Kopfbereich bei abgenommener Frontplatte (in Abb.4 und 5 ist sie noch an Ort und Stelle). Am oberen Bildrand sieht man den Steuermotor und die Scheibe auf der Tonmotorwelle mit dem Gummiriemen zur Schwungscheibe mit dem Capstan. Darunter der silberfarbene Alu-Kopfträger mit den drei Tonköpfen, der Capstan-Welle und dem Andruck-Schlitten mit der Gummirolle. In Abb.4 sieht man den Halbspur-Löschkopf mit den Bandführungen. Der Dorn ganz rechts hält im Normalfall die Tonkopf-Abdeckung. Abb.5 zeigt links den Aufnahmekopf in konventioneller Bauart (wegen der besseren Aussteuerbarkeit), sowie den Wiedergabekopf aus Glasferrit (unkaputtbar) in seinem Abschirm-Gehäuse. Der grüne Fixierlack zeigt, dass der Aufnahmekopf schon erneuert wurde. Links neben ihm kann man die Lichtschranke aus schwarzem Kunststoff erkennen. Sie besteht aus einer Infrarot-LED und einem gegenüber liegenden Fototransistor. | ||
![]() Abb.6 |
![]() Abb.7 |
![]() Abb.8 |
Rückansicht: Nimmt man die Maschine aus dem Holzgehäuse heraus, dann fällt sofort auf, wie aufgeräumt das Innere ist (Abb.6). Oben links und rechts liegen die kräftigen Wickelmotoren, die 1.100 m Band locker in zweieinhalb Minuten umspulen können. Dazwischen sitzt der Netztrafo und mittig der Tonmotor. Die Elektronik befindet sich überwiegend auf zwei großen horizontal eingebauten Platinen darunter. Das Ganze ist auf einer relativ dicken Stahlblech-Platte mit einem ebensolchen Rahmen montiert. Abb.7 zeigt den sehr massiven Netztrafo, der mit dem Montageblech verschraubt ist. In Abb.8 erkennt man die dazugehörige Gleichrichter-Platine (im Vordergrund: der Kondensator des Tonmotors). | ||
![]() Abb.9 |
![]() Abb.10 |
![]() Abb.11 |
Hier noch einmal die drei Motoren im Detail. Rechter Wickelmotor (Vorlauf Abb.9), polumschaltbarer Tonmotor mit Lüfterrad (für den Capstan Abb.10) und linker Wickelmotor (Rücklauf Abb.11). Gut zu sehen sind hier die dicken Motor-Kondensatoren, sowie die stabilen Eck-Versteifungen. Ganz rechts sieht man noch einen der Gummifüße, die im Normalfall durch die Rückwand des Gehäuses ragen und die Maschine bei Liegend-Betrieb stützen. | ||
![]() Abb.12 |
![]() Abb.13 |
![]() Abb.14 |
Die Elektronik für die Logiksteuerung befindet sich auf dem Logic Board (Abb.12 oben), Die Verschaltung der Ein- und Ausgänge geschieht auf dem Audio Board darunter, in dessen Mitte sich das von außen zugängliche Anschluss-Steckfeld befindet. Dahinter liegt der Beleuchtungsschacht für die VU-Meter. In Abb.13 sieht man den Wiedergabe-Verstärker, der auf das Audio Board aufgesteckt und mit einem kräftigen Stahlblech-Bügel auf der Montageplatte gehalten wird, deren eingeprägte Versteifungen hier gut zu sehen sind. Ein Detail des Logic Boards zeigt Abb.14. Die Logik-Steuerung erfolgt mittels handelsüblicher ICs der 74xx-Baureihe. Die vielen Drahtbrücken offenbaren jedoch, dass das Layout nicht ganz optimal zu sein scheint (die Leiterbahnen befinden sich nur auf der Unterseite). | ||
![]() Abb.15 |
![]() Abb.16 |
![]() Abb.17 |
Wenn man die Aluminium-Blende abnimmt, die mit Kunststoff-Muttern an mehreren Potentiometern befestigt ist, sieht man das Function Control Board (Abb.15) mit den Digi-Tastern und der 7-poligen Remote-Buchse. Die klaren 3mm-Leuchtdioden sind nur gesteckt und können so leicht getauscht werden - müssen aber beim erneuten Anbringen der Alu-Blende fein säuberlich in die dafür vorgesehenen Öffnungen eingefädelt werden. Das Bandzählwerk ist ein Kunststoff-Standardteil, das über einen Gummiriemen vom rechten Wickelteller angetrieben wird. In Abb.16 kann man sehen, dass die Potentiometer fest mit der Montageplatte verschraubt sind - da wackelt nichts. Die Knöpfe der drei fest verbauten Schalter, sind genau wie die Tipptasten für die Laufwerkssteuerung aus Aluminium gefräst, was für einen hochwertigen Eindruck sorgt. Abb.17 zeigt ein weiteres Qualitätsmerkmal: Über die Alu-Schaltknebel (wie z.B. hier von den Aufnahme-Schaltern) ist als Staub- und Sichtschutz je ein schwarzes Filzscheibchen gelegt. Neben den Knebeln befinden sich die ebenfalls schwarzen Bias-Steller, die von außen mit einem Schraubendreher eingestellt werden können (eigentlich nichts für Laien). | ||
![]() Abb.18 |
![]() Abb.19 |
![]() Abb.20 |
In Abb.18 sieht man noch einmal die 5 mm dicke, stabile
Aluminium-Kopfträger-Platte (oben links), das Aluminium-Rad auf der Welle des
Tonmotors mit dem Antriebsriemen zu der gewaltigen
Schwungscheibe des Capstans.
Hier wurde nicht an Gewicht gespart!
Abb.19 zeigt den linken Wickelteller mit seiner Bandbremse. Mit einer vollen 26,5er Alu-Spule tut sich dieses Konstrukt naturgegeben etwas schwer, aber die Bremsung erfolgt sanft und somit bandschonend. Auch ist dies alles, was die TD 20A an Bandzug-Regelung besitzt. Im Wiedergabe- bzw. Aufnahmebetrieb wird diese Bremse - abhängig vom linken Bandzughebel - angezogen und sorgt so schleifend für ein gespanntes Magnetband. Diese etwas urtümliche Methode wurde schon desöfteren in Tests bemängelt. Andererseits funktioniert sie tadellos - besser als die Gegenstrom-Regelung meiner A77. Der schwarze Zylinder mit dem weißen Querstreifen im Vordergrund ist der vielzitierte vierte Motor. Er betätigt über ein Schneckengetriebe die Bremsen und den Andruckschlitten (Abb.3). Der tiefere Sinn besteht darin, dass die Schaltvorgänge sanft und allmählich stattfinden und nicht, wie bei Hubmagneten, ruckartig. So wird die Andruckrolle an die Capstan-Welle gezogen und nicht geschlagen, was für Band- und Lagerschonung sorgt und einem Anlauf-Jaulen entgegenwirkt. Ein weiterer Trick dieser Konstruktion: Bei Stromausfall oder beim Ausschalten zieht dieser Motor - mit gespeicherter Energie aus einem dicken Kondensator - den Andruckschlitten und die Bremsen auf. Auch hier steht die Materialschonung im Vordergrund. Abb.20 zeigt die Bremse des rechten Wickeltellers, welche aber nicht vom rechten Bandzughebel beeinflusst wird. Die verbaute Mechanik ist - im Gegensatz zu ihrer Wirkungsweise - recht komplex. |
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Zusammenfassung: Der massive, teilweise überraschend einfache, jedoch im Detail
durchdachte Aufbau dieser Maschine macht sie quasi zum Volvo
unter den Tonbandgeräten dieser Zeit. Filigrane Technik, wo es
sinnvoll ist,
robuste Masse wo es sein muss. Es verwundert nicht, dass gut erhaltene
Exemplare auch heute noch Spitzenpreise erzielen.
Hier nun wieder etwas Technik, z.T. aus der Bedienungsanleitung: |
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Spuren |
2 |
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Zum Abschluss möchte ich gerne aus der
Einleitung der Betriebsanleitung – betagte Rechtschreibung
und Formulierungsengpass inklusive – zitieren:
Dem kann ich nur vollinhaltlich zustimmen
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